Freitag, 17. August 2012

Valla - Sonne, Strand und Volkswagen


Superlative - wer kennt dieses inflationär und meist nur mit Übertreibung gebrauchte Worte nicht, und wem gehet es nicht auch manchmal auf die Nerven. Aber: wir haben sie erlebt. Oder sind über 500 zumeist alte Volkswagen auf einem Zeltplatz, ein 2 km langer Konvoi über einen stark befahrenen Highway und eine komplett für diese VW gesperrte Innenstadt (sowas kennt man doch sonst nur von der Sicherheitsonferenz in München) etwas anderes als ein ganz besonderer Superlativ? Aber was wäre die Steigerung dieses Superlatives gewesen? Na klar! Unser Kamel, mit deutschem Nummernschild und deutsch beflaggt ganz vorn im Konvoi mit Preußens Gloria!

Aber der Reihe nach. Vor etwa 38 Jahren fand das erste VW-Liebhaber Treffen in Valla Beach statt. Es war damals nur für einen Nachmittag und die Resonanz eher mittelmäßig. Dennoch wurde dieses Szenetreffen im zwei Jahres Rhythmus fortgesetzt und gewann nicht nur an Teilnehmern sondern auch an Dauer. 2012 waren wie gesagt etwa 500 Volkswagenliebhaber mit ihren Prunkstücken vor Ort und haben 4 Tage gefeiert, sich ausgetauscht und einander kennengelernt.

Mittwoch Nachmittag haben wir uns in aller Eile fertig gemacht und sind in völliger Hast abgefahren. Uns stand schließlich noch ein 6-7 Stunden langer Trip bevor. Zum Glück nordwärts, ins Warme! Steve Müller, unser Schutzengel, hat uns einen T5 Transporter geliehen und ein Zelt dazu - na klar! Die Fahrt war gut und wir sind ohne Zwischenfälle gegen halb elf in Valla angekommen. Dunkel war´s, der Mond schien helle - doch das Zelt stand nicht in Blitzes schnelle! Verdammt nochmal, das Gras war sacknass und es war nur knapp über null Grad - und wir haben 2 Stunden in der Dunkelheit gebraucht um das Zelt aufzustellen. Völlig frustriert haben wir dann festgestellt, dass unser Stromkabel einen halben Meter zu kurz war! Also das ganze Zelt einen halben Meter verschieben ohne es einzuschmeißen. Hat gerade so geklappt und wir waren zufrieden, dass es halbwegs grade stand. Der Rest war uns egal. Am nächsten Morgen dann die schlechte Nachricht: wir müssen umziehen. Im Hellen stand das Zelt dank unserer nächtlichen Trainingseinheit dann aber in 10 Minuten!

Anschließend ging es zur Rennstrecke! An diesem Tag haben sich die Rennfahrer auf den großen Rennfreitag vorbereitet. Das war ein Spektakel: herrliche Rennkäfer und Steve Müller natürlich als Exot mit einem T2!


An der Strecke haben wir dann auch Paul kennengelernt. Ein netter Kerl aus Newcastle. Er färt einen T3 Syncro und sein zweites zu Hause ist die Wüste. Da hat er genug Gelegenheit seinen Syncro (mit 3 Differenzialsperren!) auszufahren. Am nächsten Tag sollte er auch genug Gelegenheit dazu haben. Es stand nämlich die Syncroausfahrt ins Gelände an. Jürgen sollte bei Hartmut, den wir bis dahin nur über das Telefon kannten, mifahren und Hannes bei Paul. Vor lauter Vorfreude hätte dieser Mittwoch also nicht schnell genug vorübergehen können. Aber wir waren ja auch noch mit Jim und Jill verabredet und Markus Muller wollte an diesem Tag auch noch ankommen, und wir mussten natürlich noch Hartmut und die anderen Syncro-Fahrer kennenlernen und mit Steve Müller und seiner Mannschaft ein Bierchen trinken ... Am nächsten morgen nach dem Frühstück geing es dann los. 10 Syncros, darunter ein T2 BJ 79. Irgedwie hatten wir in Erinnerung, dass es nur 2-3 Stunden gehen sollte. Es dauerte aber den ganzen Tag und wir waren erst um 4 zurück in Valla. Dazwischen haben wir aber gelernt, dass Autos, die wie Ziegelsteine geformt sind, zwar nicht übermäßig schnell fahren, aber dafür ausgezeichnete Kletterer sein können! Schmale Wege, die man wegen der Steilheit und dem staubigen Untergrund kaum hochlaufen konnte, sind die mal mehr mal weniger mühelos einfach hochgefahren. Das war beeindruckend!



Am Samstag stand dann der Konvoi an. Von Valla nach Numbucca Heads. Zuerst hat man uns den Highway gesperrt und dann die Hauptstraße durch
Numbucca Heads. Dazu bestes Sommerwetter, wie wir es in Deutschland schon gar nicht mehr kennen, so richtig mit Sonne und warm! Und dann all diese Volkswagen ... lassen wir einfach die Bilder sprechen ...











Am Sonntag war dann nochmal Autoschau mit ein bischen gucken, quatschen und Ersatzteile schachern. Dabei haben wir Klaus Müller kennengelernt, der uns auch eingeladen hat, genauso wie Phil und Joan Lander, Bruce und ein paar andere nette Leute ...
Abends gab es dann einen Dokumentarfilm über den Bulli, genannt: "The Bus" und ein herrliches Abschlussfeuerwerk. Damit war dann das VW Spectakel 2012 offiziell beendet - wir hätten gern noch ein paar Wochen drangehangen.
Montag daher etwas gedrückte Stimung zum Abschied von all den lieben Leuten die wir kennengelernt haben und zur Abreise. Einen Lichtblick gab es aber: eine wildfremde Frau hat uns noch schnell die Adresse eines deutschen Mechanikers in Tuncurry gegeben, der vor 2 Jahren mit seiner Familie nach Australien  ausgewandert war.

Auf dem Weg nach Tuncurry haben wir dann aber schnell nochmal in Port Maquarie bei Hartmut angehalten. Wir konnten es uns allerdings nicht verkneifen, vorher noch zu einer deutschen Bäckerei zu fahren und schönen Kuchen zu kaufen! Ohne wollte wir nicht bei Hartmut aufschlagen. Dementsprechend wurden wir dann auch von ihm und seiner Frau Elke empfangen und es sollte ein etwas längerer Nachmittag werden. Wir mussten uns also sputen, um noch rechtzeitig nach Tuncurry zu kommen. Und siehe da, Martin, der Mechaniker aus München, war schon nicht mehr in seiner Werkstatt. In der Tankstelle nebenan haben wir aber glücklicherweise eine Visitenkarte von ihm bekommen.

Wir also den guten Martin angerufen. Eine knappe Stunde später, es wurde schon dämmrig, standen wir in seinem Garten und taten das, worin wir schon routiniert waren: Zelt aufbauen! Abends haben wir dann lange mit Isabel und Martin auf der Terasse gesessen und geplaudert. Über das Leben in Australien, die Menschen, das Auswandern und das man in Australien allgemein alles etwas lockerer sieht. Das konnten wir am nächsten morgen auch beobachten, denn die jüngste Tochter hat den Schulbus verpasst. Einzige Reaktion: na dann fährst du eben eine Stunde später mit dem Nächsten. Und das ist überhaupt kein Problem In Australien dürfen Schüler bis zu 100 Tage vom Unterricht befreit werden, ohne das Schulahr wiederholen zu müssen - was ist da schon eine Stunde? Take it easy! Schulbildung ist nicht alles, und was lernt man schon in der Schule?! Zu einer besseren Persönlichkeit macht es einen nicht unbedingt...

Dienstag früh sind wir dann endgültig los, zurück nach Annangrove. Vor allem über Nebenstraßen, die eher schlecht waren, aber dafür landschaftlich reizvoll. In einem Café haben wir zufällig noch einen Deutschen kennengelernt - so langsam wird es auffällig!

Schließlich sind wir dann wieder in völliger Dunkelheit angekommen, brauchten aber glücklicherweise kein Zelt aufbauen, sondern konnten wieder in unserem schönen Bus schlafen!


Und was haben wir gelernt? Liebe Leute zu Hause, das schönste was uns in Deutschland verloren gegangen ist, ist die Gemütlichkeit, der Mut, Dinge einfach zu machen, ohne lange zu fragen, ohne uns selbst auszubremsen, verloren ist die Arglosigkeit, denn (fast) alle Meneschen sind nett und freundlich, und verloren ist damit auch viel Gastfreundlichkeit. Wir isolieren uns zunehmens und verlieren somit das Gefühl einer Gemeinschaft, wir sind einander egal, und keiner sorgt sich um den Nächsten. Damit gehen uns so viele schöne gemeinsame Stunden einfach verloren.
Nun denkt aber nicht, dass das alles in ganz Australien so ist. Wir sind in eine ganz tolle Community geraten, ein Haufen enthusiastischer Leute, die ihre alten Käfer und Kombis lieben, eine Truppe, die nur miteinander, jeder für jeden, existieren kann. Solche Gemeinschaften findet man überall auf der Welt, auch in Deutschland.
Und hätte ein Aussie in Deutschland Panne, würde auch er Leute finden, die ihn adoptieren, genau so wie es uns ergangen ist.

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